Lyriker

Journalist


Der Erfinder













Der Lyriker

Hanns Heinen als Lyriker


Erwin Bowien (1899-1972): Hanns Heinen beim dichten. Diese Pastellstudie wurde 1938 in Egmond a.d. Hoef angefertigt, als Hanns Heinen den Maler in seinem Exil besuchte.
Erwin Bowien (1899-1972): Hanns Heinen beim dichten. Diese Pastellstudie wurde 1938 in Egmond a.d. Hoef angefertigt, als Hanns Heinen den Maler in seinem Exil besuchte.

Zum Klang der beiden Uhren, Gedicht von Hanns Heinen
Zum Klang der beiden Uhren, Gedicht von Hanns Heinen

Der Freund des Lyrikers Hanns Heinen, der Maler Erwin Bowien (1899-1972) und die Gattin des Dichters, Erna Heinen-Steinhoff (1898-1969), sollten zeitlebens versuchen, Hanns Heinen davon zu überzeugen, seine Gedichte zu veröffentlichen. Als gewichtige Persönlichkeit des Solinger Kulturlebens – Hanns Heinen war Redakteur am Solinger Tageblatt – wäre ihm dies auch möglich gewesen. Er empfand es aber, als zutiefst unredlich seine Position hierfür auszunutzen, und so blieb es zeitlebens bei hunderten von privaten und öffentlichen Lesungen, das lyrische Werk blieb aber größtenteils unpubliziert.

Sein Zeitgenosse, der einst in Solingen-Wald lebende erfolgreiche Schriftsteller Otto Gmelin, sagte zu ihm: „Ihnen fehlt nur eines: die Eitelkeit.“ Zu diesem Mangel an Eitelkeit kam das Wissen des Journalisten von der Unmasse des Geschriebenen und der Zweifel, ob ein im goetheschen Sinne „naives Schaffen“ dem Journalisten geglaubt werde.

Von Hanns Heinen ist überliefert, dass er in seinem letzten Domizil – dem sogenannten Schwarzen Haus in Solingen – wo nach und nach eine Künstlerkolonie entstanden war, er zu später Nachtstunde oft die steile alte Holztreppe hinunterkam – immer muss man Treppen steigen …" – und ließ sich von „Mamms“, so wurde in der Familie seine geliebte Frau und Muse genannt – sein jeweils neues Gedicht vorlesen, so oft vorlesen, bis alles so gesprochen wurde, wie er es empfunden hatte.


Und dieses auf das Echo des Herzens Warten wiederholte sich durch viele Jahre, durch die schreckliche Kriegszeit und die Hungerjahre der Nachkriegszeit. Es war wie das Seil des Bergsteigers, das den Gefährten an allen Abgründen vorbeihilft. Es war Nachklang und Mahnung, Bekenntnis, Trauer, Beglückung und Erholung in der Qual des Geschehens.

 

Nach dem Tode des Dichters veröffentlichte Bettina Heinen-Ayech im Jahr 1971 ein Gedichtband mit einer Auswahl seiner Texte unter dem Titel „Aus der Fülle des Lebens, Gedichte von Hanns Heinen“. Die Einführung zu dem Buch schrieb Erwin Bowien. Wer die Gedichte von Hanns Heinen aufmerksam liest, wird erkennen, dass Hanns Heinen an sein eigenes Schaffen den unerbittlichen Maßstab klassischer Dichtung legte.


Hanns Heinen (1895-1961): Das Dichterzimmer von Hanns Heinen in der Bertramsmühle in Solingen, Graphitstudie 1932
Hanns Heinen (1895-1961): Das Dichterzimmer von Hanns Heinen in der Bertramsmühle in Solingen, Graphitstudie 1932